Donnerstag, 17. März 2016

Russland beim Eurovision Song Contest 2016

präsentiert sich diesmal mit dem Sänger Sergjey Lazarev und dem Song „You're The Only One“. 

Während sich letztes Jahr viele über „Putins verlogenes Friedenslied" ausgekotzt haben, halten sich Medien und Fans dieses Jahr mit Äußerungen zu ihren emotionalen Befindlichkeiten zurück. Und das ausgerechnet bei Textzeilen wie „you are MY only one“ und „nothin' or no-one's gonna keep us apart“. 

Ist das denn nicht die Großspurigkeit eines Diktators Putin, der nicht nur Europa, sondern die ganze Welt unterjochen will? Wieso fühlt sich dieses Jahr keiner angegriffen?


Ich kann mir die Zurückhaltung zum einen damit erklären, dass der Sänger Sergey Lazarev nicht wie Polina Gagarina letztes Jahr im Plural (wir) Weltschmerz und Friedens-Romantik besingt. Sergey singt aus Ich-Perspektive und entbindet „uns“ damit von einem sozialen Statement. 

Darüberhinaus mögen Lied und Musikclip mit unterkühlter Symbolik aufgeheizte Emotionen drosseln. Der überwiegend in Grau- und Blautöne gehaltene Musikclip erinnert mit einer abstrakten Bildwelt eher an den Geometrie-Unterricht. 

Möglicherweise ist die transportierte Unterkühlung auch zu offensiv, um ins politische Russland-Cliché zu passen, wonach das krisengeschüttelte Russland emotional schwermütig, defensiv und vor allem schmutzig auszusehen hat. 

Gehen dem Westen langsam Atem, Sprache und Fantasie aus? 
Der Clip startet akustisch mit einem Glockenklang und visuell mit Perspektive von oben (Gott) auf einen Todgeweihten. Synthetische Sounds begleiten die Kamera, die sich einem klinisch sterilen Krankenbett nähert. Mit sich verdichtenden waagerechten schwarzen Linien invertiert der Kranke in ein schwarzes Loch (Hölle). 

Jetzt wird mit konzentrischen Kreisen der Blick auf die Mitte des Bildes fixiert, für einen kurzen Moment sieht man eine Art Zielscheibe (Militär), die dann zu einem Kegel mutiert. 

Wieder mit Blick von oben sieht man in dem Kegel den wiederbelebten Patienten, der jetzt wie in einem schwerelosen Vakuum (Krise) Schwindel erregend herum wirbelt und schließlich in einer künstlich-kristallenen Umgebung als Mann in die Senkrechte kommt. Nun wird er zum Kämpfer und Beschwörer, bekommt Unterstützung von einem Kollektiv von Tänzern und schreckt auch Hitze und Flächenbrand nicht. 

Das Element Feuer wird wie zu Beginn mit sich verdichtenden, waagerechten Linien dargestellt

Das Objekt seiner Begierde wird von der russischen Miss Univers Vladislava Evtushenko gespielt. 


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