Donnerstag, 28. Januar 2016

Offener Brief an RT Deutsch und KenFm zum Eurovision Song Contest in Schweden

Seit 2008 gibt es regelmäßig Buhrufe gegen Nicht-Nato-Länder, insbesondere gegen Russland. 

Die Österreicher hatten 2015 eine Technik eingesetzt, diese Buhrufe für den TV-Zuhörer auszufiltern.

Schweden verspricht mit der Begründung „freier Meinungsäußerung“, diese Technik nicht anzwenden zu wollen und die Buhrufer wieder hörbar zu machen. Wer sind diese Buh-Rufer?

Älteres Beispiel für dubiose Supportgruppen bot die PK der Deutschen in Oslo 2010: Meyer-Landrut führt vor, dass sie weder singen, noch tanzen noch Englisch kann, die deutsche Delegation verkauft Lenas Unfähigkeit im Rahmen eines Musik-Wettbewerbs als witzig. Aber was ist daran witzig? Auch hier schwenkt die Kamera nicht ins Publikum, man erfährt nicht, wer die schadenfroh lachenden „Lena-Fans“ sind. 

Der Logik nach kann das Gelächter nicht von Musikfans oder ESC-Fans kommen, denn denen will man mit diesem Gestümper gerade den Spaß verderben. Auch die Buhrufe machen für Fans keinen Sinn, denn sie zerstören ihr Hobby. Es dürfte sich auch nicht um Personen handeln, die sich nicht für den ESC interessieren, denn die würden für diese Darbietungen kein Geld ausgeben.

Was fehlt, ist eine Kamera, die ins Publikum schwenkt
 
Man könnte Fragen stellen, die bislang niemand stellt:

Warum werden dubiose Supportgruppen anonymisiert? 
Sind das überhaupt Musikfans oder Eurovisionsfans (das lässt sich mit ein paar Quizfragen schnell herausfinden)?
Wie ist der Protest organisiert? 
Wird er bezahlt? 
Wer mobilisiert ihn?
Wie stehen akkreditierte Alpha-Fans der OGAE zu dieser Protest-Haltung?
Distanzieren Sie sich oder gibt es vorab eine Abstimmung in den Vereinen?
Wenn nicht, wie gemeinnützig sind Vereine, die die sich nach außen als Schlagerfanclub präsentieren und dann wie eine verdeckt arbeitende NGO fungieren? 

Was motiviert mich zu diesem Brief?
Seit 2008 spüre ich eine destruktive Einflussnahme auf die Fan-Kommunikation im Internet. Ob Medien oder Fanseiten, auf allen Seiten liest man weltweit das Gleiche. In dem Film "Die dunkle Seite der Wikipedia" wird eine Beschreibung einer Internet-Kommunikationsstrategie präsentiert, die sich mit meiner Wahrnehmung der Fan-Kommunikation deckt: 

[...] [Es gibt] ein vordemokratisches und vormodernes Patronagesystem. Nur wer sich nicht kritisch äußert, nur wer sich der gütigen Hand der absoluten Macht der Administratoren unterwirft [...], kommt in den Schutz der erweiterten administrativen Rechte, nur er darf ungestört schreiben. Wer Kritik äußert und abweichende Ideen vertritt, ist rechtlos und zum Abschuss freigegeben. Auf ihn darf sich ungestört der Mob stürzen, er wird bekriegt, beleidigt, gedemütigt." 

Täuschungsmanöver und Etikettenschwindel 
Die Themenverlagerung von Musik zu Politik im Rahmen eines vordergründig harmlosen Pop-Spektakels erinnert an die Strategie eines Gene Sharp in seinem Buch "From Dictatorship To Democracy". In diesem Zusammenhang möchte ich gerne eine Diskussion anregen, ob der schwedische Umgang mit den "vorausgeahnten und eingeplanten" Protesten tatsächlich als Ausdruck von Demokratie zu sehen ist oder ob es sich nicht vielmehr um eine Aufforderung zur Identifikation mit einem Aggressor handelt. 

Hierbei dürfte ein Blick auf die eingschlägigen Facebook-Gruppen sehr hilfreich sein. Ich empfinde es als eine unterschwellige Mobilisierung, wenn es hier u. a. am 26.01.2015 heisst:
 
"Breaking News: All the Gay Eurovision fans can harass and booing Russia - Sergey Lazarev entry free this year as STV said that this year won't be the anti-boo technology this year at ESC 2016 and they will respect all Freedom Speech as well."


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