Dienstag, 25. März 2014

Von Pathos zu Bathos - Schweden, Belgien und Norwegen

Während man in der Popmusik für gewöhnlich unsaubere Intonationen toleriert oder wohlwollend als individuellen Ausdruck hinnimmt, scheint man im europäischen Ausland wieder verstärkt Wert auf die Reinheit des Gesanges zu legen. Die Ergebnisse sind für mich allerdings ein Balance-Akt zwischen Faszination und Lachnummer. 

Schweden 
Eine der schönsten Stimmen hat Sanna Nielson aus Schweden. Ihr Lied „Undo“ oder besser das Arrangement ihres Liedes finde ich aber zu dick aufgetragen. Lo-fi, Folk und Singer-Songwriter-Stücke würden meiner Wahrnehmung nach besser zur Sängerin passen. Mit ihrem pathetischen Beitrag, in dem natürlich das selbstreferenzielle "Here is my voice" der Eurovisionsstücke nicht fehlen darf, wirkt sie auf mich wie ein in die Jahre gekommenes Schulkind (seit 2001 versucht sie ihr Glück bei schwedischen Vorentscheidung), das ein überarrangiertes, einstudiertes Weihnachtslied vorträgt.



Belgien 
Belgiens Vertreter Axel Hirsoux erinnert mich an die Kandidaten aus Dieter Bohlens Show Deutschland sucht den Superstar. Unbeholfen und übergewichtig sieht er aus wie ein unscheinbarer Straßenpassant und verblüfft einzig mit seiner Stimme, die er mit der Attitüde eines klassisch ausgebildeten Opernsängers präsentiert. Wenn dieser 31-Jährige dann aber ein schnulziges Loblied auf seine Mutter anstimmt, fühle ich mich an Hitchcock's Psycho erinnert.



Dieser Sieger ist das Ergebnis einer monatelangen Castingshow. In der Jury saß keine Geringere als die ukrainische ESC-Siegerin Ruslana, die bei den Unruhen in der Ukraine eine prominente Rolle spielte (siehe hierzu auch meinen Text zum JESC am 30.11.2013.) Ist das nun ihre Vorstellung von revolutionärer Musik? Sie nutzte ihre Jurytätigkeit, um in ihrem neuen Büro in Brüssel zu arbeiten. Ihr Mitwirken ausgerechnet bei der belgischen Vorentscheidung wurde schon am 09.10.2013 offiziell bekannt gegeben, was zumindest aus Eurovisionssicht darauf hinweist, dass der ukrainische Umbruch mit bezahlten Promis so spontan und revolutionär (von unten) nicht war. 

Norwegen 
Carl Espen ist mit seinem Song Silent Storm bereits ein Fanfavorit, aber wo sind die Live-Auftritte auf youtube geblieben...? Auch er weicht sehr vom Aussehen eines typischen Schlagersängers ab. Er singt zwar mit natürlicher Stimme, setzt aber auch extrem auf Introvertiertheit, Andacht und Erbauung. Als Schreiner, Türsteher eines Nachtclubs in Bergen und ehemaliger Kosovo-Soldat hat er wohl plötzlich ganz zarte Seiten in sich entdeckt... 

 

Noch unmöglicher als die belgische Castingshow fand ich dieses Jahr die norwegische Vorentscheidung. Einer der Konkurrenten von Carl Espen war Mohamed 'Mo' Farah Abdi, ein Überlebender des Breivik-Attentates 2011. Wie ein norwegischer Kulturjournalist in der Osnabrücker Zeitung zitiert wurde, 'dürfte das die Mitglieder der an der Regierung beteiligten einwanderungsfeindlichen Fortschrittspartei geärgert haben'. Schon während der Vorentscheidungsphase wurde Mo's Twitteraccount von Neofaschisten angegriffen. So ist es nun durchaus vorstellbar, dass durch die Einbindung eines Kandidaten wie Mo, Carl Espen seinen Sieg nicht zuletzt auch dem Support von Neofaschisten verdankt, die Mo verhindern wollten. Genau mit solchen unverdächtigen Beiträgen versuchen diese verdeckt arbeitenden Gruppen beim „Länderwettstreit“ den Mainstream aufzumischen. 

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Donnerstag, 20. März 2014

Georgia will win Eurovision Song Contest 2014 - We are going Shin

To understand why I enjoy such predictions, one has to read my ironic text to the absurd Eurovision business from last year. My conclusion: "Georgia’s culture becomes a white spot on the map. That this isn’t true proves a concert by The Shins.“ 

Question: Who is nominated by Georgian broadcaster to represent Georgia 2014? Right, The Shin. This is for me like a personal victory at ESC . 

And soon follows disillusionment. To be able to appreciate the value of these musicians, you have to experience them at live-concerts. The band exists since 1998, members are Miminoshvili Zaza (guitar), Zurab J. Gagnidze (bass) and Mamuka Gaganidze ( percussion). They live and work in German city Stuttgart as music teachers since 1994. Yet in Georgia they are still the most respected musicians of the country. With the 2009 awarded first prize at the German World Music Contest Creole they became known to a wider audience in Germany. For their concerts they usually invite usually friends, musicians and dancers. At this year ESC jazz singer Mariko Ebralidze will support them.

The repertoire of The Shin is a fusion of Georgian folklore, flamenco, funk, Shakti, jazz-rock and jazz. Their compositions and improvisations are excellent, but their virtuosity is even more striking. With strength and fun, coolness and liveliness, tradition and modernity at the same time they draw attention with their " instrumental theater" for hours. Would art and skills be relevant at this competition The Shin would have to win. 

But it is not about music in this Eurovision TV show. The number of participants is limited to 6 people, the instrumental part is recorded play-back and the piece may not be longer than 3 minutes. High class musicians are mixed with pop-dummies and reduced to a low level. Finally the “voting” delivers corresponding results. 

Theatre of the Absurd 
Instead of rejoicing that something sophisticated is offered tu us fans, ESC-fans have complained about the nomination of The Shin. The Georgians had to justify their nomination. I can imagine that rather producers from Sweden are angry. Independent decisions of the Georgians and excellent musicians are possibly not their cup of tea. In any case the Georgians are quite different to the usual fairytales about surprizing little girls and the usual ABBA sound. When the professionals of The Shin delivered on 14.03.2014 their commissioned work it was the straw that breaks the camel's back. Now there was even considered a petition against this song. So we are redirected

... in just 3 minutes back down to earth of Eurovision's facts
The song "Three Minutes To Earth" is a 3 -minute multi-layered sound with a constantly changing of harmony and rhythm, a mix of world music with jazz, Georgian polyphony and a little a bit of pop. As expected it does not sound as as ABBA but refers more to Pat Metheny, John McLaughlin and Paco de Lucia. 

And now we are going Shin? Shin is Georgian and means "coming home" . Would be nice if The Shin brings the Eurovision Song Contest home to Georgia.



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Sonntag, 16. März 2014

Finale Deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest – Du hast keine Chance aber nutze sie

Ein weiteres Mal mussten sich Musiker, die sich bereits für die deutsche Musikszene verdient gemacht haben, gemeinsam mit ihren treuen Fans wegen kruder Strategien geschlagen geben. Noch bevor überhaupt das Produkt des Internetcastings bekannt war, habe ich schon am 13.02.2014 dessen Sieg vorausgesehen. Das ist allerdings im Rahmen der Eurovision keine besondere Leistung. Immer der gleiche Männerstammtisch, immer die gleiche Masche. 

Wenn ich vor diesem Hintergrund Titel-Schlagzeilen der Medien lese, in denen Verblüffung über einen Überraschungssieg zum Ausdruck gebracht wird, beispielsweise in der Frankfurter Rundschau oder die Süddeutsche, gibt das nur noch wenig Aufschluss über das tatsächliche Geschehen, sondern mehr über den desolaten Zustand unseres Journalismus. Aus diesem Blickwinkel ist seit 2010 auch jede andere Jubelmeldung zu beurteilen: Publikums beleidigend. 

Mit den Major Label schlecht beraten 
Es ist frustrierend mitzuverfolgen, dass hier bewusst Musiker verbrannt werden. Man ließ beispielsweise MarieMarie mit nachweislich regelwidrigem Song an den Start gehen – seien wir ehrlich - weil man wusste, dass sie sowieso nicht gewinnen würde. Im Saal soll es zum Schluss Buhrufe gegen Unheilig gegeben haben, wahrscheinlich von bezahlten Claqueren des Internetcasting-Produktes. Wenn mir ein Major Label solche Situationen zumutet, würde ich den Vertrag schnellstens auflösen! 

Nehmt Gesangsunterricht und vergesst die deutschen Vorentscheidungen 
Das Frauentrio ELAIZA ist ok, aber man sie hätte sie auch ohne Wettbewerbssimulation nominieren können. Schon bei der Präsentation ihres zweiten Songs bemerkte man die Schwächen dieser Newcomer: Unsere Sieger können mal wieder nur ein Lied. 

Bezüglich der Songs war das im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine der besten Vorentscheidungen. Es haperte allerdings bei allen am Gesang, nur die in den USA lebende Oceana war wirklich stimmsicher. Liegt das etwa daran, dass sich der deutsche Nachwuchs von Hochstaplern und Boulevardmedien auf die falsche Fährte führen lässt? Der Auftritt der Vorjahressiegerin sprach Bände: Mit schmerzverzerrtem Gesicht präsentierte sie sich wie ein Brülläffchen und konnte ihr Siegerlied noch immer nicht richtig singen. 

Für den mit Abstand größten Überraschungseffekt sorgte unter europäischen Fans in den Facebook-Gruppen MarieMarie. Sie wuchs mit jedem Takt über sich selbst hinaus. Und Haarfrisur, Harfe, Song und cooler Auftritt beeindruckten nachhaltig. 

Eine weitere Frontfrau, die ihre Sache gut machte, war Barabara Schöneberger. Sie passte nicht nur gut ins Konzept, sondern führte zwischendurch sogar das vor, was den meisten fehlte: eine kräftige Stimme. Leider beleidigte sie sich bei jeder Anmoderation selber: „"Ich frage mich, warum man nicht einfach auf mich aufmerksam wird. Schauen Sie mich mal an: Mein Visagist hat mich heute wieder gestylt zu einer umwerfenden Mischung aus Agnetha von ABBA und Guildo Horn. Aber es kommt einfach nicht, dieses Angebot."


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Donnerstag, 6. März 2014

Deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2014 - Finale von USFD














Am 13. März 2014 wird es soweit sein, 8 Acts mit jeweils 2 Musikstücken werden um das Ticket nach Kopenhagen konkurrieren. Obwohl ich das Konzept bereits als unausgewogen kritisiert habe, und obwohl manche den bekannteren Stars einen Vorteil einräumen, ist für mich das Rennen dennoch offen, denn die Acts sind gleich gut.

Neu ist, dass nicht nur das Publikum, sondern auch die Musiker selber mitbestimmen. Je nachdem, welchem ihrer zwei Songs sie den Vorzug geben, sollten sie diesen möglichst in der ersten Runde vortragen. Sollte dieses Lied jedoch beim Publikum durchfallen, scheiden sie in der ersten Runde aus und können ihr zweites Lied nicht mehr vorstellen. Auch das Gegenteil ist möglich, in der Endausscheidung kann ein Musiker auch mit zwei Liedern um den Sieg kämpfen.

Ich habe es mir einfacher gemacht, indem ich Musiker und Lieblingslieder in eine Rangordnung bringe, gebe aber zu, dass ich mich dabei von meinem subjektiven Geschmack habe leiten lassen. Eine objektive Bewertung wird ohnehin dadurch erschwert, dass beim Contest mit Ausnahme der Gesangsstimme alles play-back eingespielt wird.

Lt. ESC-Regelwerk sind die Juroren seit 2013 übrigens dazu angehalten, ALLE ca. 40 Musikstücke in eine Rangordnung zu bringen. Ich bin schon gespannt, wie sie rechtfertigen wollen, warum ihr Platz 32 nicht 29 - oder umgekehrt - geworden ist. Kurz: Mittels eines Selbsttestes kann man bei 8 Teilnehmern schon festellen, dass diese Regelung unseriös ist.

And here are my votes
3 Punkte The Baseballs mit dem Song „Mo Hotta Mo Betta“: Musiker und Song sind gut, aber indem sie ihre Rock'n'Roll-Vorbilder nicht nur musikalisch, sondern auch optisch nachahmen, wirken sie wie aus Zeit und Raum gefallen. Sie erinnern mich in ihrer Wirkung an die Country-Band Texas Lightning (ESC 2006). Beide Bands erzeugen einen komischen Effekt, als würden sie ihre Teilnahme am Wettbewerb nicht wirklich ernst nehmen.

4 Punkte Das Gezeichnete Ich mit dem Song „Echo“: Obwohl ausgezeichnet, ist dieser Musiker so zurückhaltend und bescheiden, dass ich ihn fast vergessen hätte. Vielleicht macht er sich nichts aus Wettbewerben...? In diesem Zusammenhang hätte ich generell gerne gewusst, ob die Musiker von sich aus auf die Idee einer ESC-Teilnahme gekommen sind, oder ob ihnen ihr Label diesen Vorschlag gemacht hat.

5 Punkte Oceana mit „All Night“: Die mondänste Teilnehmerin. Sie lebt in Los Angeles und hat dort auch ihre ESC-Beiträge eingespielt. International bekannt wurde sie durch den offiziellen Titelsong „Endless Summer“ während der Fußball-Europameisterschaft 2012. Stilistisch steht sie für einen Mix aus Soul, Pop, Hip-Hop und House. Ich wage zu behaupten, dass sie von den 8 Acts die beste Sängerin ist. Nur sind für mich ihre Songs austauschbar und mit ihrem anglo-amerikanischen Erfolgsprofil könnte sie auch für jedes andere Land starten.

6 Punkte Madeline Juno, die 2 Songs "Error" und "Like Lovers Do" finde gleich gut. Für sich gesehen eine gute Sängerin, nur hat sie mit einem erschöpft wirkenden, stoßhaften Ein- und Ausatmen den gleichen Gesangsstil wie die Vorjahressiegerin Emmelie de Forest. Mit einem Auftritt beim ESC 1 Jahr nach Emmelie würde sie Gefahr laufen, als eine Kopie wahrgenommen zu werden. Nicht schon wieder... Bei ihr, die durch selbstgeschriebene Lieder und den Soundtrack zum Film „Fack ju Göhte“ populär geworden ist, halte ich die zusätzliche Vermarktung über den ESC für einen „Error“.

7 Punkte Unheilig mit dem Song „Als wär's das erste Mal“, den zweiten Song "Wir sind alle wie eins" habe ich nicht gefunden. Die meisten männlichen Interpreten beim ESC sind jung, durchtrainiert, halbnackt, eingeölt, zucken und springen auf der Bühne herum und singen relativ hoch. Ein älterer Gentleman mit tiefer, männlicher Stimme und solider Musik ist schon mal ein angenehmer Kontrast. Der Graf knüpft mit seinem ESC-Song an seine letzten Erfolge an und erfüllt damit genau die Erwartungen seiner Fans. Für viele ist er schon jetzt der ausgemachte Sieger der Vorentscheidung. Meinetwegen.

8 Punkte ELAIZA mit dem Song „Fight Against Myself“: Das Ukrainisch-Deutsch-Ostfriesische Frauentrio Elaiza ist als Sieger des Internetcastings ins Finale gekommen. Beim Clubkonzert haben sie mit ihrem Song „Is It Right“ einen perfekten Auftritt hingelegt, was ich beachtlich finde, denn sie spielen erst seit 2013 zusammen. Der Mix aus osteuropäischem Folk und Pop spricht mich sehr an. Die Kontrabassistin kommt zudem aus meiner Heimat Ostfriesland, da stellt sich natürlich auch ein wenig Lokalpatriotismus ein. Das Manko an dem Song, der mir am besten gefällt, sind die verfremdeten Background-Stimmen und Instrumente wie Harfe oder Tuba. Sie könnten dem Live-Auftritt eine unfreiwillige Komik geben, weil sie zum einen das Stück dominieren, man sie aber andererseits voraussichtlich nicht sehen wird. (Berühmtes ESC-Beispiel sind singende Pianisten, die während des Klavierspiels aufstehen und eine Tanzeinlage geben, während das Klavier weiterspielt.)

10 Punkte Santiano mit dem Song „Fiddler On The Deck“: Bezüglich Alter und Musik gibt es kaum was Repräsentativeres für Deutschland als diese Band. Ihre Songs kommen unverstellt rüber und sorgen für gute Stimmung. Zudem passen Trink- und Seemannslieder gut zu Kopenhagen. Einziges Manko ist für die Santiano-Fans lt. Facebook der englische Text und für mich die Frage, ob man uns diesen „Irish Folk Song“ abkaufen wird. Andrerseits haben sie mit einer tollen PR-Kampagne alle Zweifel weggefegt. Ihr Motto: "Wir entern den ESC". Auf ihrer Kampagnenseite lernt man durch hochgeladene Clips jede Menge Santiano-Fans kennen. Wenn ESC-Fans eher Fans eines TV-Formates sind, sind hier ehrliche Musikfans am Wirken, die voll hinter ihren Stars stehen. Das finde ich mitreißend.

12 Punkte MarieMarie mit dem Song „Cotton Candy Hurricane“: Bei „Pumuckel mit Harfe“ geht mir das Herz auf. Eine singende Frau an der Harfe mit einem Musikstil, den sie selber als FolktronicPop bezeichnet, hat es in der Geschichte des ESC noch nicht gegeben. Die Harfe bleibt im Gedächtnis und würde mit diesem Debüt in die ESC-Geschichte eingehen. Hinzu kommt, dass MarieMarie und ihre Band ihre Sache verdammt gut machen.

Es gibt nur einen kleinen Haken: Dieser Song ist regelwidrig, weil er vor der Deadline 01.09.2013 veröffentlicht wurde. Darauf weisen mehrere Internetseiten hin. Legt man das Kriterium der kommerziellen Veröffentlichung an (was auch immer das bedeutet), ist er immer noch 1 Monat zu früh veröffentlicht.

Damit rücken Santiano auf Platz 1




Break The Rules
Ich finde es nicht schlimm, wenn ein Song etwas älter ist, oder wenn dem NDR ein kleiner Fehler unterlaufen sein sollte. Letztes Jahr gab es in der deutschen Vorentscheidung viele zu alte Lieder, so dass das Regelwerk angepasst werden musste. Schlimm finde ich jedoch, wenn mit zweierlei Maß gemessen wird.

Es ist nicht zuletzt Thomas Schreiber vom NDR, der als Mitglied der EBU-Reference-Group seit Jahren mit einer ständigen VERSCHÄRFUNG der Regeln Vorurteile befestigt. Anlass ist stets ein behaupteter Betrug, der auffälligerweise immer nur von osteuropäischen Ländern begangen wird. Der Betrug lässt sich nicht nachweisen und weder Untersuchungsergebnisse noch Atimmungsergebnisse werden veröffentlicht. Dieses Jahr wurden die Regeln schon wieder verschärft, nun kann die EBU sogar zur BESTRAFUNG eine eurovisionelle Sippenhaft über ganze Länder verhängen. 

Ich finde es unredlich, wenn eigene Regelbrüche und Korruptionen (gekaufter Startplatz im Finale) als Kavaliersdelikte behandelt werden und bei anderen das Haar in der Suppe gesucht wird.


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Sonntag, 2. März 2014

Meine Rolle als ESC-Fan in der Weltpolitik © Teil 2

Auseinandersetzung mit Gene Sharp: From Dictatorship to Democracy 

Gestern Syrien, heute Ukraine, morgen Türkei, übermorgen wieder der Kaukausus... und stets die gleiche Methode. Jemand fragte auf Twitter: Wer schrieb das Drehbuch? Antwort: Gene Sharp. In seinem Buch „From Dictatorship to Democracy“ gibt er Laien Anweisungen zum verdeckten Arbeiten gegen Diktaturen. Empfohlen wurde diese Lektüre auf aserbaidschanischen Seiten, womit die „Diktatoren“ in Aserbaidschan deutlich machten, dass sie die gegen sie gerichtete Hasskampagne und die plötzlichen „Graswurzelbewegungen“ im Zusammenhang mit dem Eurovision Song Contest in Baku 2012 durchaus einzuordnen verstanden. 

Es ist die Frage, ob mit dieser Strategie Diktaturen abgeschafft werden können oder sollen. Klar ist, dass bei konsequenter Umsetzung allen Akteuren der Boden für politischen Diskurs und politische Lösungen entzogen wird. Mit dieser Methode kann man - an Staat und Militär vorbei - mit dem Mittel der Kollektivpsychose und offenem Terror politisch nicht-legitimierte Angriffskriege führen. 

Ich war verblüfft über dieses Buch, denn Sharp's Strategie bestätigte meine jahrelangen Beobachtungen beim Thema ESC. Es mag irre erscheinen, wenn ich dieses bunte Spektakel mit geopolitischen Themen zusammen bringe. Aber es geht schließlich um verdeckte Strategien, bei dem der ESC (wie auch Sportevents) einen hervorragenden Bezugsrahmen liefert: „About 200 specific methods on nonviolent action have been identified, and there are certainly scores more.“ Wer es also auf Verwirrung, Krieg und „totalitarian power“ abgesehen hat, der weiss auch den größten internationalen Musik- und Länderwettstreit in Europa für sich zu nutzen. Zum einen sind nach außen Täuschungsmanöver und Etikettenschwindel Kern der Strategie, zum anderen ist der ESC eine straff organisierte und deswegen nach innen gut steuerbare Veranstaltung. Sie kann wie NGOs missbraucht werden, die ja auch nachweislich für militärische Zwecke eingesetzt werden. 



Beim ESC sind die Reihen fest geschlossen
Auf der einen Seite die EBU mit ihrer für den ESC zuständigen, sehr einseitig besetzten, weisungsbefugten Reference-Group, den regierungsnahen Rundfunkanstalten und ihren verantwortlichen Unterhaltungschefs. Auf der anderen Seite die in Lokal-, Regional- und Landesgruppen straff organisierten Fans, die im europäischen Dachverband der OGAE zusammengeschlossen sind und deren Vorstände zu den Organisatoren eine geschlossene, fast kindliche Nähe demonstrieren. Auf ihren zahlreichen Kommunikationsportalen sind sie Werbeträger und Multiplikatoren. Auffallenderweise schreiben sie alle das gleiche. 

Weder die Organisatoren in den TV-Anstalten noch die Eurovisionsfans sind primär Musikinteressierte, sondern in erster Linie Interessengruppen um ein bestimmtes TV-Format. Damit lassen sie sich inhaltlich nicht einordnen (wie z. B. Bushido-Fans oder Freiwild-Fans). Sie zelebrieren einen (vordergründig) harmlosen Show-Wettbewerb. 

Insgesamt wimmelt es bei diesem Boulevardthema nur so von politisch unprofessionellen Menschen, ich schließe mich da nicht aus. Wenn diese Gruppen auf einmal politische Forderungen stellen, MUSS das hellhörig machen. Das einzige, was die Fans inhaltlich verbindet, ist die Homosexualität, ihr Anteil in den Vereinen beträgt ca 85%. Für diese unpolitischen schwulen Schlagerfans dürften jedoch Werte, für die man in den 70er und 80ern noch auf die Straße ging, so trivial und selbstverständlich geworden sein, dass sie gar nicht merken, was auf dem Spiel steht. 

Seit 1998 lassen sie sich in ihrer Eigenschaft als Homosexuelle bereitwillig umschmeicheln und korrumpieren. Verbilligte Sitzplätze in den ersten Reihen, Akkreditierungen und unter den Vorzeigefans und Stars gefühlte 1 Million Schwule. Kopenhagen wirbt dieses Jahr mit Hochzeiten und einer extra Pride Square

Invertierte Demokratie 
Mit Themen, die nicht verhandelbar sind (Religion ist Glaubenssache, Homosexualität oder Hautfarbe sind körperbezogen) wird unter Laien ein dermaßen großer Betroffenheitskult aufgebaut, dass man sich schon mit nüchterner politischer Distanz zur Unperson machen kann. Zudem wirkt die permante Hervorstreichung einer Gruppe mindestens so diskriminierend wie ihre Vernachlässigung, nur eben umgekehrt. Das erzeugt natürlich wieder Gegenreaktionen. Die auf diese Weise künstlich „polarisierte Gesellschaft“ wird so zum sprachlosen Opfer ihrer eigenen Grundwerte. 

Wenn man sich die Berichterstattung zu Femen oder Pussy Riot anschaut, wird man zu den gleichen Ergebnissen kommen. Für mich ist es Sharp'sche Scharfmacherei. 


Meine Rolle als ESC-Fan in der Weltpolitik - Teil 1

Meine Rolle als ESC-Fan in der Weltpolitik - Teil 3 - Psychoterror
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