Montag, 23. April 2012

Aufrecht geh'n

Im vorangegangenen Text ging es um die vordergründige Politisierung des Eurovision Song Contestes. Damit geht auch eine  Entpolitisierung politischer Themen und Formate einher. 

Für die zornigen Aufrufe nach Boykott und Ausschreitungen haben die Deutschen bislang keine offiziellen Verbündeten unter den Eurovisions-Ländern gefunden. Dafür aber eine degenerierende Öffentlichkeit,  die  dem Nebenschauplatz der Menschenrechtsheuchelei und der Meinungsunfreiheit auf den Leim geht. Für diesen maximalen Medien-Lärm: 12 points. Leider. 

Aber warum Heuchelei? „Dann holen wir halt den Weltkrieg raus“, so die Titelzeile von Stefan Niggemeier auf Spiegel-Online vom 18.04.2012, um nur EIN Beispiel zu nennen. Diese Hasstiraden haben mit Humanität nichts zu tun, sie sind publizistische Selbstmordattentate. Und keiner stoppt sie. Bei ausgerechnet diesem Gutmenschen-Themenmatsch von Schlagerwettbewerb, Reisebericht, Außen- und Wirtschaftspolitik tragen die deutschen Medien also wieder Uniform. 

Sorry, aber mit dem Verschwinden von Inhalten, Argumenten und Fakten, bei dem skrupellosen Missbrauch von Gutgläubigkeit, Themen und Events geht mein Respekt baden. 

Baku wird sich aufgrund dieses Riesen-Events einen Monat im Ausnahmezustand befinden. Aus 42 Ländern werden Delegationen samt Journalisten und zahlreichen Fans aus allen europäischen Ländern anreisen. Und ausgerechnet zu diesem Event fällt den Deutschen als mitverantwortlicher Teil der EBU nichts Besseres ein, als Ausschreitungen herbeizusehnen und den Weltkrieg rauszuholen. 

Deutschland setzt sich mit einer Einladung zu einem glamourösen Event zu Aserbaidschan in Beziehung, nur um dies zum Anlass zu nehmen, dem Gastgeber unentwegt das Sektglas ins Gesicht zu schütten und in die Suppe zu rotzen. So werden wir Deutsche nicht aufrecht nach Baku gehen, nie mehr. Wie soll man den persönlich bekannten aserbaidschanischen Fanclub-Kollegen noch unter die Augen treten? 

Germany: 0 points. 


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