Mittwoch, 15. Juni 2011

Bitte keine weitere emotionalisierende, deutsch-nationale Aufgabe mehr!

Schon bereits jetzt steht fest, dass es eine Neuauflage von "Unser Star für..." geben wird.
Nur: Bitte keine weitere Web.2.0-Emotionalisierungskampagne mehr.
Im folgenden möchte ich beschreiben, was ich als organisierter Fan an USFO und USFD als zerstörerisch empfunden habe.


Pünktlich zur Lena-Kampagne und USFO tauchten z. B. in der Berliner Regionalgruppe neue Fans auf, die uns seitdem bei Vereinsveranstaltungen vor sich hertrieben. Freundlich fertigten sie Anwesenheitslisten an, luden uns höflich ein auf ihre Facebook-Seite, zeigten an den üblichen Vereinsaktivitäten wenig Interesse, überschütteten uns stattdessen mit einem Lena-Animationsprogramm. Sie kannten sich offensichtlich gut mit Öffentlichkeitsarbeit aus und demonstrierten einen guten Draht zum NDR. Nur wehe, jemand äußerte sich kritisch zu USFO oder Lena, da wurde forsch gemaßregelt!


Mich interessierte, welche Fremden mich einschüchtern wollten und ich fand heraus, dass diese Fans außer zum NDR auch einen guten Draht zur Kirche zu haben schienen. Sonderbarerweise gab es 2010 auch zum ersten Mal auf der Vereinshomepage einen Link zur evangelischen Kirche. Auch in Düsseldorf mischte sich die Kirche gut ein. Und Lenas Konzertpublikum mit Familien und kleinen Kindern war auch nicht unbedingt das übliche Publikum, was man bei Popkonzerten erwartet. Nur: Passte denn das überhaupt zu Lena?. Und seit wann und warum interessiert sich ausgerechnet die Kirche für den Eurovision Song Contest?


Macht uns wichtig, dann seid auch ihr wichtig

Noch penetranter war die Indoktrinierung auf den Online-Kommunikationsportalen. Plötzlich tauchten auch hier neue User auf, die auf alle erdenklichen Weisen versuchten, jedes Fan-Geplauder über andere Länder oder Musiker zu verhindern. Die Forenstruktur wurde mit ca. 25 zusätzlichen Lena-Threads dermaßen unübersichtlich, dass Gespräche unmöglich wurden.


Da ich als Freiberuflerin selber schon für Agenturen an zahlreichen Social-Media-Kampagnen (Foren- und Blogmarketing) teilgenommen habe, weiß ich, dass solche User als Teil des modernen Marketings nichts Besonderes sind. Dass aber ein Auftraggeber mit einer solchen Konsumenten entmündigenden Kampagne zu so einer Destruktivität angehalten hätte, habe ich dort nicht erlebt. (Ob es sich hier überhaupt um Auftragsarbeit gehandelt hat, weiß ich nicht. In dem Fall wäre den Organisatoren im eigenen Interesse ein Monitoring anzuraten, um einem Imageschaden zuvorzukommen.)


Das Ergebnis war, dass langjährige (schwule) Vereinsmitglieder, denen Lena einfach nicht gefallen konnte, zum Schweigen verdonnert oder aus dem Forum gemobbt wurden. Die neuen User führten sich auf wie die Forenpolizei, sodass zwischenzeitlich schon aus purer Ratlosigkeit unter Fans so etwas wie ein „Neusprech“ entstand. Das Auffallende an deren Postings waren auch wieder die autoritären Denkmuster, Beispiel: Ich glaube an Raab; ihr solltet es auch tun, denn er weiß, was für die Menschheit gut ist… Da sich solch extremes Verhalten auch schnell multipliziert, sind eindeutige Schuldzuweisungen für Missverhalten irgendwann sicherlich schwierig.


Gerne würde ich als Beleg zu diesen Postings verlinken, aber irgendwann nach Vollendung des Lena-Sieges war dieses Forum plötzlich weg, kaputt. Und so fingen wir pünktlich zur 2. Runde der Titelverteidigung von vorne an. Diesmal allerdings besser gerüstet – und milder kontrolliert.


Was einen Fan grob betrachtet von einem Fake-Fan unterscheidet

Fans schwärmen von der Unterhaltungsform des ESC, von den vielen verschiedenen Teilnehmerländern, den verschiedenen Sprachen. Fake-Fans schwärmten ausschließlich vom deutschen Endsieg und redeten - wenn überhaupt - andere Länder (vor allem osteuropäische) und gute Musiker meist schlecht.


Fans beschäftigen sich latent mit dem ESC, Fake-Fans waren nur während der Kampagnen aktiv, einen Tag nach dem Finale in Düsseldorf waren sie z. B. auf den Kommunikationsportalen genauso schlagartig verschwunden wie das Thema Lena.


Die meisten Fans können ihr Hobby ESC als eine Art Spielerei klar eingrenzen, im Gegensatz zu den Glaubens-Multiplikatoren, die andere mit ihrer fanatischen Sichtweise tyrannisierten.

Der erzwungene Hype
Bei Castingshows geht es nicht um Musik, sondern ausschließlich um Worte. Vom Jurorengelaber über inhaltsleere Schlagzeilen bis hin zur Social-Media-Kampagne: Alles nur Werbung für eine parasitäre Show.

Als langjähriger Fan erwarte ich bei solchen Shows bestenfalls Unterhaltung, ansonsten aber genauso wenig Wahrheit, Gerechtigkeit oder gar - das in diesem Zusammenhang am häufigsten strapazierte Wörtchen - Glaubwürdigkeit wie in der Werbung. Daher finde ich es grundsätzlich bedenklich, wenn man dem Publikum eine kritische Distanz vergessen zu machen versucht, als würde ein ESC-Sieg plötzlich über dem Nobelpreis stehen.


Die Aussagekraft der Ergebnisse von Popmusikwettbewerben dieses Stils ist immer noch gleichzusetzen mit der spannenden Wirkung von Jupitereinflüssen oder Einhornpulver.


Kann man glauben, muss man aber nicht.


Amen.



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Samstag, 11. Juni 2011

Infoportal der OGAE-Aserbaidschan online

apa.az teilt mit, dass Baku-Reisende zukünftig alle nötigen Informationen zum Eurovision Song Contest 2012 in Baku, Aserbaidschan, auf der Website des ESC-Fanclubs OGAE Aserbaidschan finden werden.

Dieser Relaunch war nötig, da bereits schon jetzt viele mit der Suche nach einer geeigneten Unterkunft begonnen haben. Die aserbaidschanischen Fans möchten auf ihrer Website detaillierte Informationen über Hotels und anderen Unterkunftsmöglichkeiten, über Kultur, Land und Leute und vor allem auch wertvolles Insiderwissen zu den Unterhaltunszentren in Baku, dazu Servicethemen und Nützliches für den Aufenthalt in der Hauptstadt für ihre Gäste zusammentragen. Die Website ist in den drei Sprachen Aserbaidschanisch, Russisch und Englisch verfügbar.

15.05.2011. Baku im Ausnahmezustand. Es war nicht die Fußball-WM, es war Aserbaidschans erster ESC-Sieg!




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