Samstag, 24. September 2011

Der Eurovision Song Contest in Teheran...

Beim Stöbern durch die Eurovisions-Blogosphäre fiel mir ein Nebensatz aus dem NDR-Blog auf: "Ich freue mich auf dieses Land, auf diese interessante kulturelle wie politische Erfahrung nur wenige Kilometer von Teheran entfernt."

"... nur wenige Kilometer von Teheran entfernt." Genau das verbinde auch ich mit Baku. Warum? Meine Antwort ist subjektiv: Nicht der 11.09.2001 hat die Welt verändert, dieser Vorfall hat meiner Wahrnehmung nach eine Misere nur befestigt. Verändert hat sich die Welt im Februar 1979 mit dem Machtwechsel im Iran. Bis dahin war dieses ganze Gebiet für uns "1000 und eine Nacht", das von Hippies auf ihrer Reise nach Indien locker durchquert werden konnte.


Persische Liebe
Passend zu dieser naiven, unpolitischen Wahrnehmung entstand zur gleichen Zeit ein fantastisches Musikstück, das in seinem genauso naiven wie kreativen Gebrauch von Samples unser Lebensgefühl unterstrich und mit seiner Sampling-Technik gleichzeitg einen Meilenstein in der Popularmusik darstellte:
Holger Czukay's Persian Love. Nicht identifizierbare persische Stimmen aus dem Kurzwellenradio wurden mit einem Crossover von Weltmusik vermischt.

Von diesem Lebensgefühl kann seit 1979 keine Rede mehr sein. Nach 1979 haben sich Fronten verhärtet, mittelalterliche Diskurse wurden wieder salonfähig, aus den unbeschwerten Hippies wurden Junkies (Heroinschwemme) und Muslime (Cat Stevens), langsam aber sicher verschwand für uns westliche Wohlstandskinder das Wirtschaftswunder-Paradies. Im Vorlesungssaal fand man sich schließlich mit einer ganzen Generation entwurzelter Iranern und Iranerinnen wieder.


Ein Eurovision Song Contest in Teheran...

Das hätte nach 30 Jahren was. Immerhin: Bis 1988 hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass Russland jemals am ESC teilnehmen würde. Werden wir älteren Fans noch einen Song Contest in Teheran erleben? Der Iran ist immerhin passives Mitglied der EBU. Und das, was nun in Aserbaidschan geschieht, wäre doch auch im Iran möglich, sie dürften sogar über noch mehr und noch bessere Ressourcen verfügen. Voraussetzung wäre lediglich, dass sich das Land von dieser Art Grauschleier befreite. Unvergessen bleibt der mutige und absolut modern geführte und gut vernetzte Aufstand überwiegend junger Menschen im Jahr 2009, der nicht nur die iranische Regierung, sondern auch Regierungen westlicher Länder in Schockstarre versetzte.


Eines ist sicher: Der Iran beim Eurovision Song Contest wäre ein Knaller. Ich wette, sie würden gleich bei der ersten Teilnahme gewinnen. Richtig gewinnen!






PS: Wer sich für dieses Thema interessiert bzw. meinen verrückten Wunsch eines ESC in Teheran nachvollziehen möchte, dem empfehle ich den Film "Die Kaiserin und ich" von der Exil Iranerin und Journalistin Nahid Persson.


...
...

Mittwoch, 14. September 2011

And the Winners are... Free! Music! Contest 2011 - FreeMixter

Press release of 12 september 2011

July 1st 2011 has been the starting day of this year's Free! Music! Contest, the motto is "FreeMixter". The contest run by Musikpiraten e.V. took places the third time and has already reached some international publicity in the Creative Commons music scene. This year's focus is on enabling remixes - as the motto indicates. Therefor the remix portal ccmixter.org is embedded where artists like Mike Shinoda (Link Park), DJ Vadim and the Beastie Boys have released single tracks from their songs to enable the creation of remixes.


As a musical patron the canadian Allison Crowe could be won. Crowe has become worldwide known for her interpretaion of "Hallelujah" by Leonard Cohen. She releases her own work under Creative Commons at jamendo.com for years. In her function as the patron Allison Crowe makes a delicate gift to the Creative Commons remix scene: She released a acapella version and piano tracks of "Spiral". They can be downloaded in high quality at the Musikpiraten's server and be used for own Songs.


The first two years the Free! Music! Contest was more a "Shareable! Music! Contest". "Free" has been used in the sense of "free beer" instead of in "freedom". All published songs were free to be copied and shared, but commercial use and - what's even more important - creating derrivate works has not been allowed for a lot of songs. The concept worked out: More than 130 bands and artists coming from over 30 countries joined the contest and a very well balanced sampler has been produced. But has this been the right way? Does only size matter? The Musikpirat say firmly "No!". So this year the rules had been changed. Freedom rulez free beer. Every winner song is released cc-by or cc-by-sa.


The result is a sampler with 19 songs that can be downloaded for free at Bandcamp. Friends of classical media can buy a double CD in a DigiPack. The second CD contains the source tracks of the winning songs. The CDs can be ordered via bandcamp too, the price is 2,50€. Who wants to pay more is free to do so. A pretty bunch of remixes can be found at ccmixter.

Listen to the songs!




...

Freitag, 2. September 2011

Rosenstolz - die wahren ESC-Vertreter für Deutschland

Wenn es eine Band gibt, die ich beim Eurovision Song Contest für würdige Vertreter Deutschlands halte bzw. gehalten habe, dann ist das Rosenstolz. Dabei trifft längst nicht jedes ihrer Lieder meinen Geschmack, sondern die Mischung aus Kleinkunstbühne, Glamour, Fannähe, schwuler Ästhetik und Pop passen einfach zum Song Contest.

Wenn es einen Medienmenschen gibt, der Rosenstolz nachhaltig beim ESC verhindert hat, ist das Stefan Raab. 1998 hat er sich mit einer ausschließlich an Schadenfreude appellierenden Polarisierungskampagne gegen die Fanfavoriten Rosenstolz durchgesetzt. Und als 2004 bei der Sendung "Germany 12 Points" Raabs Schnarchnäschen Max Mutzke einen ach so zufälligen Überraschungssieg feierte, durften Rosenstolz gerade noch als Pausenfüller herhalten. Nur: Ich kenne niemanden, der nicht nach dieser faden Sendung mit dem bescheidenen Ergebnis enttäuscht und irritiert ausgerufen hat:

"Das beste Stück des Abends war "Lass es Liebe sein" von Rosenstolz. Warum vertreten die uns nicht beim ESC?!"


Leider haben sich wohl auch die Fangemeinden nie wirklich für einen ihrer Kandidaten eingesetzt. Pech für Rosenstolz & Co., Glück für Raab. Stefan Raab und seine Leute werden dem Publikum stets recht großkotzig aufgezwungen. Die letzten beiden Jahren grenzte seine Strategie schon an aggressive Anbettelei. Will man so etwas wirklich?

Zurück zu Rosenstolz: Nach einer Aus-Zeit sind sie wieder da, veröffentlichten bereits ihr neues Video und werden am 23.09.2011 ihr Album "Wir sind am Leben" präsentieren.

Am 31.08.2011 wurde ihnen von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland übergeben. Geehrt wurden sie wegen ihr ehrenamtliches Engagement im Kampf gegen HIV und AIDS.

Ihr Pausenfüller aus 2004 ist mittlerweile Kulthit Nummer 1 in Berlin. Ex-Spice-Girl Mel C wird eine Coverversion mit dem Titel "Let It Be Love" veröffentlichen.
Und in Berlin wird dieses Lied mittlerweile gerne bei standesamtlichen Trauungen gespielt. Weil es passt und weil es immer noch schön ist.

Zum Musikvideo "Liebe ist alles"