Sonntag, 1. Mai 2011

Aurela Gace für Albanien - You Pay A Price To Be Yourself

Tendenziell werden die meisten der gesamten ESC-Beiträge musikalisch mehr und mehr zum anglo-amerikanischen Einheitsbrei. Aus dem Grunde möchte ich nach Weissrussland noch die Beiträge würdigen, die zumindest musikalisch ihre Herkunft gerade noch erahnen lassen, es steht nämlich zu befürchten, dass sie gerade deswegen kaum noch eine Chance auf eine gute Platzierung haben werden. Diesmal handelt es sich um den albanischen Beitrag

„Feel The Passion“ von Aurela Gace.


Wem die Tendenz zum Formatradio nicht gefällt, dem kann ich die albanische Vorentscheidung, das "Festivali i Kenges", empfehlen, die jährlich zu Weihnachten von 23.12. bis 25.12. stattfindet und die leicht übers Internet verfolgt werden kann. Eine Vorgabe für die Teilnahme ist z. B. die Landessprache, um so ärgerlicher, dass manche Gewinner kurz darauf ihr Lied für den ESC dennoch ins Englische übersetzen. Interessant an der albanischen Vorentscheidung ist die Vielfalt der musikalischen Stile und die Leidenschaft, mit denen die Stücke vorgetragen werden, von albanischer Folklore,

z. b.
Enkeleda Arifi mit dem Stück Nje dashuri,

bis hin zu völlig neuen experimentellen Formen der Popmusik,

z. B.
Albi Xhepa ft. Semi Jaupaj mit dem Stück Drite,

ist alles vertreten. Man könnte das Ganze auch unter dem Oberbegriff „antikommerziell“ zusammenfassen. Mich überrascht vor allem auch das in der Musik und den Videos transportierte moderne Frauenbild, von dem sich die deutsche (Pop)musikkultur noch eine Scheibe abschneiden kann.


Auch Aurela Gaces Siegersong „Kenga Ime“ reiht sich da ein, ich höre es als eine Mischung zwischen Folk, Pop und Psychedelic. Hier werden keine regressiven Hörgewohnheiten bestätigt, hier wird weder gezuckert noch geschmeichelt, Aurela hält uns mit ihrem eher sperrigen und schroffen Lied auf Abstand, und versucht lediglich uns mit ihrem powervollen Vortrag in den Bann zu ziehen.






Die 37-jährige Aurela gehört dieses Jahr zu den älteren Teilnehmerinnen, die dafür aber jede Menge Erfahrung mitbringt. Sie war schon in zahlreichen Wettbewerben erfolgreich und hat bereits 6 Alben veröffentlicht. Seit 2002 pendelt sie zwischen Albanien und den USA hin und her, aber ihr Herz und ihr Blut sind laut eigener Aussage albanisch geblieben. In Los Angeles wurde in den Village Studios dann aus Kenga Ime der Song Feel The Passion, ein Lied, dass sie vor allem auch in englischer Sprache als maßgeschneidert für sich empfindet:


„I have many things to show, a lot to say to Europe. Europeans know very little about my country, and unfortunately are more familiar with the not very good side. […] But the majority is good, with a good heart and an open mind. We have good music, beautiful old places, a beautiful language that differs from others. […] My main purpose is to touch people. I work for music, new songs but not for money. People who listen to me will say: Well, at least she told the truth.”


Ihren Slogan auf der Homepage hat sie klug gewählt: You pay a price to be yourself. Er passt zu ihrem Gesangsstil, zu ihren Statements, zu ihrem Lied und
zu ihrem schrillen Outfit. Da sie als Brünette mit Liza Minelli und als Blondine mit Pink verglichen wird, entschied sie sich für Düsseldorf spontan zu roten Haaren, aber man wird sehen… Auf der Bühne in Düsseldorf werden sie drei Background-Sänger, ein Drummer und ein Gitarrist begleiten.

Am meisten faszinieren mich Aurelas Live-Sessions, von denen es auf youtube viele zu bestaunen gibt. ... to touch people, work for music, but not for money... Ich glaube es ihr.






Hintergrundwissen: http://esckaz.com


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