Samstag, 14. März 2009

Miss Kiss Bums

Alex Swings Oscar Sings vertreten Deutschland dieses Jahr mit dem Swing-Titel „Miss Kiss Kiss Bang“ beim Eurovision Song Contest in Moskau. Lt. NDR-Homepage ist Alex C. zur Teilnahme vom NDR gebeten und schließlich nominiert worden.

Damit hatte in Fankreisen so gut wie niemand gerechnet. Alex C. kam wie aus dem Nichts, und verkauft sich und seinen abgekupferten Act jetzt dementsprechend wie den alten amerikanischen Traum eines Tellerwäschers. Seine alte Swing-Nummer wird in einem Musikvideo dementsprechend im 50er Jahre-Stil beworben.

Einmal mehr hat er diesen einsamen Tellerwäscher-Aufstieg kürzlich bei der NDR-Talkshow demonstriert. Er schaut ins Leere, spricht am liebsten von sich, neben ihn ein schweigsamer Oscar, der wohl noch immer nicht begriffen hat, wie ihm eigentlich geschieht… Zuschauer, Fans oder gar Musikerkollegen scheint es nie gegeben zu haben, sie sind nicht von Interesse. Und wenn, dann eher als potentielle Neider, denen man es zeigen will.

Alex C. beschreibt sich als ein ehemals schwächliches Kind, das sich regelmäßig das Pausenbrot („die Butter vom Brot“) wegnehmen ließ. Jetzt wurde er selbstverständlich endlich ins Rampenlicht gestellt. Dass Alex C. sich in seiner isolierten Lage so sicher fühlt, mag der vom NDR geforderten Wiedereinführung der Jury zu verdanken sein. Immerhin hat der NDR nach all den "schlappen Selbstdarstellungen deutscher Teilnehmer" (Zitat Alex C.) dieses Jahr seinen Ruf wieder herzustellen. Mit Alex Swings Oscar Sings.

Musik ist Geschmacksache. Auch den Musiker will ich nicht angreifen, sondern ein Konzept, das ihm dieses

bornierte und arrogante Profil

nahe legt. Resistent gegen alle Verbesserungsvorschläge hat der NDR autonom entschieden. Er hat sich den zahlenden Zuschauern entzogen und sie damit entwertet. Die Fans wurden als Zielgruppe zurück aufs Abstellgleis geschoben, die junge deutsche Musikszene quasi ignoriert.

Zur Rede gestellt, gibt man sich unbedeutend, langweilig und wehleidig und nimmt sich andererseits das Recht heraus, auf ganzer Linie alle Spielregeln zu brechen. Empfindsamkeit im Umgang mit Zuschauern und Spielregeln kann man dem NDR also nicht nachsagen. Leidenschaft und Mut noch weniger.

Geht’s noch!?

1. Zuschauer brauchen ein Mindestmaß an Identifikation. Dass der Echo-Auftritt wie auch der Auftritt beim NDR niemanden zur Leidenschaft hingerissen hat, hängt auch mit dem arroganten Top-down-Konzept zusammen. Dem hat sich Alex C. voll angepasst. Damit ist aber sein ausgeklügeltes amerikanisches Tellerwäscher-Konzept, dass ja Bottom-up funktioniert, pervertiert und unmissverständlich misslungen. In Deutschland bleibt der Tellerwäscher eben ein Tellerwäscher.

2. Ginge es beim Bruch der Spielregeln nur um ein Mogeln, könnte man Siegeswillen unterstellen. Dass der NDR sich in den letzten Jahren um einen Sieg bemüht hätte, wird aber keiner ernsthaft behaupten. Auch das ist Betrug. Man bringt damit die Zuschauer und seine Gegner um den Spannungsgenuss und um die Freude am Sieg.

3. Um mit seinen faden Beiträgen überhaupt mitmachen zu dürfen, kauft man sich als sog. Big-4 ins Finale und fordert voller Ressentiments gegenüber erfolgreichen Newcomern die Wiedereinführung der Jury. Das zeugt nicht nur von Missachtung des Zuschauers und Gegners, sondern des gesamten Wettberwerbs.

Das Beste am Norden: Der NDR spricht zwei Monate vor Moskau bereits von Konzepten fürs nächste Jahr.




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